Das Hinweisgebersystem von LegalTegrity bei der UEFA EURO 2024
Die UEFA setzt bei der EURO 2024 erstmalig ein Hinweisgebersystem ein, die Software stammt von LegalTegrity. Das Ziel der UEFA bei dieser Europameisterschaft ist, in Bezug auf faire Arbeitsbedingungen, Nachhaltigkeit und Sorgfaltspflichten neue Standards zu setzen. Wie unser Hinweisgebersystem dazu beiträgt? Das erfahren Sie in diesem Artikel.
Die Weltmeisterschaft in Katar war überschattet von zahlreichen massiven Verstößen gegen Menschen- und Freiheitsrechte. Laut Human Rights Watch wurden über 15.000 Menschenrechtsverstöße im Zusammenhang mit der FIFA WM2022 bekannt, ein großer Teil über das Hinweisgebersystem der FIFA. Der Aufschrei in den Medien war groß. Nun ist Katar gefühlt und in Kilometern sehr weit entfernt, ein anderer Kulturkreis mit anderen Bedingungen und anderen Gesetzen. Es ist unter diesen Voraussetzungen sehr einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Entscheidend ist, aus den Fehlern zu lernen und es zukünftig besser zu machen.
Die UEFA möchte es nicht nur besser machen, sie geht einen Schritt darüber hinaus. Sie hat für die EURO 2024 ganz bewusst das Motto „Heimspiel für die Menschenrechte“ gewählt, um damit bei dieser EM die Einhaltung der Menschenrechte in den Fokus zu stellen. Die Menschenrechte sollen nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der UEFA selbst, bei sämtlichen Partner-, Dienstleistungs-, Zulieferer-Unternehmen sowie von allen Fans und Besuchenden der Großveranstaltung eingehalten werden.
Wie funktioniert dies bei der EM 2024?
Die Einhaltung der Menschenrechte unter den besonderen Bedingungen von Mega-Events ist ein großes Ziel, das die richtigen Instrumente braucht. Wie können Verstöße schnellstmöglich aufgedeckt werden, sodass die jeweiligen Verantwortlichen frühzeitig gegensteuern und die Missstände beheben können?
Auf dem Platz sorgt der Schiedsrichter für Fairness und Toleranz. Bei aller Professionalität kann auch er nicht überall auf einmal hinschauen und ist z. B. immer wieder auf den Videobeweis angewiesen, um für die Einhaltung der Spielregeln zu sorgen.
Abseits des Rasens ist das digitale Hinweisgebersystem von LegalTegrity das zentrale Instrument, das die „Einhaltung der Spielregeln“ unterstützt. Dabei deckt die Software von LegalTegrity die technische Komponente des Beschwerdeverfahrens ab. Die darüber eingegangen Hinweise werden von einer renommierten Frankfurter Rechtsanwaltskanzlei aufgenommen, bewertet und bearbeitet.
Der Mechanismus lässt sich mit einem digitalen Rauchmelder vergleichen: Zuschauende, Mitarbeitende und weitere Beteiligte an der EM können über die EM-App „Rauch melden, bevor das Feuer ausbricht oder auf bestehende Feuer hinweisen, so dass diese schnell gelöscht werden können“. Deshalb gibt es auch einen direkten „Absprung“ zu den Notrufnummern der lokalen Polizeistellen und der Einsatzleitstelle der Feuerwehr im Meldesystem.
Telefonisch oder über die App werden die Meldungen in Echtzeit übermittelt, von den Expert*innen der Rechtsanwaltskanzlei Rettenmaier direkt bearbeitet und an die jeweiligen verantwortlichen Stellen weitergegeben. Dabei kann es sich z.B. um jegliche Formen von Sicherheitsbedenken, Diskriminierung oder unfairen Arbeitsbedingungen handeln. Die Meldungen unterstützen die Veranstalter bei der Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben: das „Heimspiel für Menschenrechte“ bleibt damit nicht nur ein Statement, sondern wird gelebte Realität.
"Wir sind stolz darauf, mit unserer Hinweisgebersoftware einen Beitrag zu einer fairen EM zu leisten - nicht nur auf dem Platz, sondern auch in den Stadien und bei allen Unternehmen, die an der Ausrichtung der EM als "Heimspiel für Menschenrechte" beteiligt sind."
Dr. Thomas Altenbach
Fair Play auf dem Spielfeld – Fair Play in Unternehmen
Im Fußball sind sich die meisten einig, dass Spielregeln eingehalten werden müssen. Dennoch finden auf dem Platz Schwalben, Fouls oder andere Regelverstöße statt. Zum Erreichen des Spiel- oder Turniersiegs werden die Grenzen ausgelotet und alles versucht.
Da gibt es Parallelen zur Geschäftswelt: der Wettbewerb ist mannigfaltig, teilweise ein Kampf mit harten Bandagen. Die Versuchung ist groß, bei hartem Wettbewerb Grenzen (oder Gesetze) bewusst auszuloten, um von den sich daraus ergebenden Vorteilen zu profitieren. Kurzfristig mag das einen positiven Effekt haben.
Neben den bewussten Gesetzesverstößen, die möglicherweise in einzelnen Unternehmen von ganz oben gedeckt werden, gibt es das viel häufigere Risiko der Gesetzesverstöße einzelner Personen. Sie sind den Verantwortlichen nicht immer bewusst, bergen jedoch das gleiche Risiko von Strafen, Schadensersatzansprüchen, Skandalen, Rufschädigung und Umsatzeinbrüchen. Beispiele solcher Gesetzesverstöße sind: Verkauf von Geschäftsgeheimnissen, Diskriminierung, sexuelle Belästigung, Hygenieverstöße, Kartellabsprachen, Veruntreuung, Arbeitszeit- oder Arbeitssicherheitsverstöße, die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Werden sie entdeckt, geschieht dies immer zur Unzeit. Werden sie nicht entdeckt, kommt meist ein Skandal zu einem noch ungünstigeren Zeitpunkt ans Licht.
Freiwillig aus Überzeugung
Zahlreiche Unternehmen haben bereits erkannt, dass Transparenz, Fairness und Integrität zu nachhaltigem Erfolg führen. In einem Arbeitnehmer-Arbeitsmarkt wie heutzutage bleiben Leistungsträger*innen nur in den Unternehmen, die ihre Werte überzeugend leben. ESG und Nachhaltigkeit gewinnen an Bedeutung, Greenwashing wird hart und öffentlich abgestraft, Konditionen für Unternehmensfinanzierungen werden durch den Nachweis von Compliance- und Nachhaltigkeits-Maßnahmen beeinflusst.
Wie der Schiedsrichter bei der UEFA EURO 2024 benötigen auch Unternehmen Unterstützung bei Regelverstößen oder Verdachtsfällen. In der Geschäftswelt gibt es jedoch im Gegensatz zum Fußballspiel keinen Video-Assistenten, um sich zur Entscheidungshilfe den Moment aus verschiedenen Perspektiven erneut anzusehen. Allerdings gibt es meist „Zuschauende“ oder Mitwissende, die über eine Meldung im Hinweisgebersystem diese Funktion wahrnehmen können. Dazu sind sie auch häufig bereit, wenn ihnen daraus keine persönlichen Nachteile entstehen. So werden unternehmensinterne Hinweisgebende zum Frühwarnsystem.
Vorteile des Frühwarnsystems
Unternehmen können gemeldete Probleme umgehend angehen und lösen, statt eines Tages ohne Vorankündigung als Skandal in den Schlagzeilen zu landen. Damit schützen sie ihren guten Ruf und die Integrität der Organisation und ihrer Mitarbeitenden.
Meldekanäle tragen wesentlich zur Förderung einer transparenten, verantwortungsvollen Unternehmenskultur bei und helfen, Risiken zu minimieren sowie das Vertrauen der Öffentlichkeit und Geschäftspartner zu stärken.
Gesetzliche Vorgaben
Das Hinweisgeberschutzgesetz (“HinSchG”) trat im Juli 2023 in Kraft, um Hinweisgebende umfassend vor Repressalien zu schützen. Es verpflichtet private und öffentliche Organisationen ab 50 Beschäftigte interne Meldekanäle einrichten, die zumindest vertrauliche Meldungen ermöglichen. Auch wenn es auf den ersten Blick dem Schutz der Hinweisgebenden dient, betont auch Justizminister Buschmann, dass Hinweisgeberschutz Unternehmensschutz ist.
Auch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (“LkSG”) fordert ein Beschwerdeverfahren, also ein Meldekanal für die breite Öffentlichkeit. Es gilt seit dem 1.1.2023 und verpflichtet inzwischen Organisationen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden, Maßnahmen zur Einhaltung menschenrechtlicher und ökologischer Standards in ihren Lieferketten zu ergreifen. Aufgrund vertraglicher Verpflichtungen sind immer mehr Unternehmen mit weniger als 1.000 Beschäftigten verpflichtet, diese Maßnahmen umzusetzen. Das Beschwerdeverfahren und die Benennung eines Menschenrechtsbeauftragten sind neben der Risikoanalyse die wichtigsten Maßnahmen zur Umsetzung des LkSG.
Nach dem LkSG müssen Organisationen, anders als beim HinSchG, nicht nur ihren eigenen Mitarbeitenden, sondern auch Externen die Möglichkeit geben, Hinweise zu geben. Das bedeutet: sämtliche Personen, die in der Lieferkette arbeiten, oder Personen, die von Verstößen Kenntnis gewonnen haben. Weitere Unterschiede finden sich in den einzuhaltenden Fristen oder der persönlichen Haftung der Meldestellenbeauftragten.
Auch für die UEFA EURO 2024 bedeutet das, dass Partnerunternehmen, Zulieferer und Dienstleister den Standards des Gesetzes entsprechen müssen. In ihrer Pressemitteilung zur Wahrung und zum Schutz der Menschenrechte hebt die UEFA folgende Aspekte des Beschwerdeverfahrens hervor:
- Die technische Komponente des Meldekanals wird über LegalTegrity abgebildet. Die Aufnahme, Evaluierung und Bearbeitung aller Hinweise erfolgt durch die Rechtsanwaltskanzlei Rettenmaier.
- Der Mechanismus ist für alle im Kontext der EM zugänglich: Spieler, Zuschauende, Journalist*innen, Menschenrechtsverteidiger*innen sowie Mitarbeitende, Freiwillige, Lieferanten oder Dienstleistende.
- Meldungen können digital, per E-Mail oder Telefon in allen Sprachen der teilnehmenden Teams abgegeben werden.
- Die Meldungen werden ausschließlich von geschulten Experten der Frankfurter Anwaltskanzlei Rettenmaier vertraulich entgegengenommen, die Meldenden können auf Wunsch anonym bleiben.
Sie möchten, dass in Ihrem Unternehmen ebenfalls “Fair Play” herrscht?
Sie haben erkannt, dass Fair Play und Teamgeist auch für Sie von Vorteil sind und fragen sich, wie Sie dazu mit Meldekanälen beitragen können? Der Leitfaden „Zur Umsetzung des Hinweisgeberschutzgesetzes in Ihrem Unternehmen“ gibt Ihnen einen guten Überblick über die nächsten Schritte sowie praktische Handlungsempfehlungen.